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- Diplomatischer Funkdienst der DDR (1964-1990 ) -
 
 
 
         
  Willmersdorf - Mittelpunkt der diplomatischen Funkverbindungen der DDR in alle Welt :

Staatliche Funkbetriebsdienst der DDR" (SFD):
Von 1970 bis 1976 wurden infolge der weltweiten Anerkennung der DDR 31 neue Funkstationen in Europa, Asien, Afrika und Amerika errichtet. Das bedeutete mehr als die Verdoppelung des Funknetzes vor diesem Zeitraum.
Unter den Staaten, die bereit waren, mit der DDR diplomatische Beziehungen herzustellen und einen diplomatischen Funkdienst zuzulassen, befanden sich in diesem Zeitabschnitt auch fast alle westeuropäischen Industrieländer.
Anfang 1978 hatte das Funknetz des SFD mit 60 Funkstationen im Wesentlichen seinen Endstand erreicht. In allen wichtigen Industriestaaten Europas und in Übersee waren Funkstellen in den Botschaften der DDR installiert.
Darüber hinaus gab es eine Reihe von Auslandsvertretungen, Konsulaten und Generalkonsulaten, Handelsvertretungen Missionen, die keine Sendeerlaubnis besaßen sondern nur mit einer Funkempfangsstelle ausgerüstet waren. Auch diese Orte wurden durch den SFD nachrichten- und informationstechnisch versorgt und betreut.

Mit Beginn der 70er Jahre verstärkte sich aber eine internationale Entwicklung, die einen erhöhten Schutz der Auslandsvertretungen und damit auch der darin befindlichen Nachrichteneinrichtungen erforderlich machte.
Terroristische Anschläge auf Botschaften, wie die der BRD in Stockholm und der USA in Teheran, auf Schiffe und Flugzeuge und sogar auf die Olympischen Spiele in München 1972, erforderten neue Schutz und Sicherheitsmaßnahmen, die der Staatliche Funkbetriebsdienst selbst nicht leisten konnte.
Zu diesem Zeitpunkt wurden die Funk- und Chiffriereinrichtungen in fast allen Staaten der Welt (Satellitenverbindungen gab damals noch nicht) durch die Geheimdienste der jeweiligen Mutterländer betrieben und geschützt, darunter auch die der BRD.
Deshalb wurde auch in der DDR beschlossen, die Botschaften und ihre Nachrichtensysteme durch den Geheimdienst, also das Ministerium für Staatssicherheit, zu betreiben und zu schützen. Dazu wurde der Staatliche Funkbetriebsdienst am 1.5.1975 komplett als Diensteinheit in das MfS übernommen und in die Abteilung Nachrichten eingegliedert.
Allen Mitarbeitern wurde es freigestellt Mitarbeiter des MfS zu werden und die gleiche Tätigkeit fortzuführen oder bei Ablehnung in eine zivile Tätigkeit in der Verwaltung oder der Volkswirtschaft der DDR vermittelt zu werden.

Aufgrund des permanenten Auslandsaufenthaltes von über 80 Funkern dauerte dieser Prozess über ein Jahr. Bis auf zwei Ingenieure erklärten alle Mitarbeiter des SFD ihre Bereitschaft als Mitarbeiter des MfS und "Offiziere im besonderen Einsatz" (OibE) ihre Tätigkeit im SFD fortzusetzen.
Nach außen wurde der SFD als zivile Einrichtung und Nachfolgeorgan des MfAA weitergeführt, wie es im auswärtigen Dienst allgemeine Praxis war. Die wesentlichsten Veränderungen, die das für den SFD zur Folge hatten, waren, dass die materiell-technische Sicherstellung und Beschaffung von Funktechnik und Ersatzteilen nun über das MfS lief und sich wesentlich verbesserte,
dass die Funker zusätzliche Aufgaben erhielten wie die Bedienung, Wartung und Reparatur von Einbruchs- und Brandmeldeanlagen sowie Objektschutzeinrichtungen in Auslandsvertretungen sowie die technische Unterstützung der nunmehr in den Botschaften eingesetzten MfS -Objektsicherungskräfte.

Das Objekt EWA wurde ab diesem Zeitpunkt vom Wachregiment des MfS Berlin bewacht. Natürlich mussten die Mitarbeiter des SFD, die sich für die weitere Arbeit als Angehörige des MfS entschieden hatten, eine Verpflichtung für den Dienst als Berufssoldat im Sinne des Wehrdienstgesetzes abgeben und waren zur Geheimhaltung verpflichtet.
Entsprechend ihrer jeweiligen Tätigkeit wurden die Mitarbeiter des SFD nun nach den in der DDR allgemein für die NVA, das MfS und die Volkspolizei geltenden Besoldungsregelungen für Unteroffiziere und Offiziere und entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt. Die Verpflichtung endete für alle Mitarbeiter des SFD am 31.12.1989,
ebenso wie für die Angehörigen der Nationalen Volksarmee und der Deutschen Volkspolizei.

Durch die Übernahme in das MfS entstanden für den SFD neue und bessere materielle Möglichkeiten für den weiteren Ausbau der Zentrale und die Versorgung der Auslandsfunkstellen. Hinzu kam, dass der SFD innerhalb der Vertretungen der sozialistischen Länder im Ausland eines der qualifiziertesten und funktionsfähigsten Nachrichtensysteme war und in vielen Fällen außergewöhnlicher Ereignisse unterbrochene Nachrichtenverbindungen anderer Länder mit übernahm.
Dies erfolgte vielfach bei kriegerischen Auseinandersetzungen, bei Militärputschen, terroristischen Anschlägen oder auch bei Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Überschwemmungen. Ingenieure und Funker des SFD leisteten in verschiedenen Ländern auch Hilfe bei der Instandsetzung und Wartung von aus der DDR gelieferter Nachrichten- und Informationstechnik.
Und nicht zuletzt betrieb der SFD in eine Reihe von Ländern Inlandfunknetze, weil nach der Unabhängigkeit von Ländern in Afrika, Asien und Amerika die ehemaligen Mutterländer keinerlei Hilfe bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen und der nachrichtentechnischen Infrastrukturen (Telefonnetze) dieser Länder mehr leisteten.
Diese Arbeiten halfen insbesondere den jungen Nationalstaaten in ihrer Entwicklung, dienten aber auch, wie im Fall Mocambique, Äthiopien, Kambodscha, u.a., dem Schutz von DDR Bürgern, die in diesen Ländern in verschiedensten Bereichen unmittelbar oder als Berater tätig waren.

Das Objekt Willmersdorf- wieder wird gebaut:
Diesen Aufgaben und Leistungen sowie ihrer personellen und materiellen Sicherstellung wurde Rechnung getragen und in der zweiten Hälfte der 70er Jahre wurde das Objekt SFD bis zur Strasse Willmersdorf - Schönfeld erweitert.
Es wurden 2 Lagerhallen, ein Heizhaus und ein Versorgungsblock sowie ein Verwaltungs- und ein Technikgebäude errichtet. In Halle 1 wurde eine Schlosserwerkstatt eingerichtet, weil spezielle Konstruktionsteile für die Errichtung von Antennen auf Botschaftsdächern für fast alle Länder selbst hergestellt werden mussten.
Da aus Kostengründen Transporte von Geräten und Material in Europa durch eigene Fahrzeuge durchgeführt wurden, entstanden dort auch entsprechende Einrichtungen für den Fuhrpark und die Feuerwehr. Auch ein Wohnhaus mit 8 Wohneinheiten wurde errichtet und von Mitarbeitern bezogen. .

Auch auf dem Gebiet der Funkverbindungen begann in den 70er Jahren eine rasante Entwicklung der Informationstechnik. Computergesteuerte Systeme wurden entwickelt und die Übertragung und Speicherung von Informationen wurde immer schneller und umfangreicher.
In Zusammenarbeit mit führenden DDR-Unternehmen der Elektronik wurde in mehrjähriger Arbeit, das erste und bislang einzige automatisierte Funknachrichten-Verbindungssystem der DDR auf der Grundlage mikrorechnergestützter Hochtechnologie entwickelt und in Betrieb genommen.
Damit wurde eine bahnbrechende und weit in die Zukunft reichende strategische Orientierung für Realisierung und Sicherung schneller, zuverlässiger und hochgradig verfügbarer Auslandsnachrichtenverbindungen gegeben.

Mit der Umwandlung des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) in ein AfNS (Amt für Nationale Sicherheit wurde der SFD am 31.12.1989 aus dem MfS wieder herausgelöst und ab 1.1.1990 als selbständiger Betrieb erneut dem MfAA unterstellt.
Alle Mitarbeiter des SFD wurden aus dem MfS entlassen. Bis zum Ende der DDR wurde der Funkbetrieb zu den Auslandsvertretungen aber weiterhin aufrecht erhalten. Mit dem Untergang der DDR waren sowohl dessen Außenministerium als auch das MfS und damit auch die Auslandsverbindungen überflüssig geworden, da die Bundesrepublik über ein eigenes Auswärtiges Amt und vom Geheimdienst betrieben Chiffrier- und Funkverbindungen verfügte.
Der Funkbetriebsdienst wurde am 18. September 1990 eingestellt und alle Einrichtungen in den Auslandsvertretungen (wie diese selbst auch) an die jeweiligen Botschaften der BRD in das Eigentum des Bundes übergeben.
Dabei hat das inzwischen nahezu automatisierte Funksystem des SFD bei den bundesdeutschen Funkern großes Erstaunen über den technischen Stand und die Leistungsfähigkeit hervorgerufen. Anlagen und Gerätschaften wurden entweder verkauft oder vernichtet.
Alle Funker aus den Auslandsvertretungen wurden bis 1991 zurückberufen und gemeinsam mit denen der Zentrale entlassen.

Die Bereiche Technik und Verwaltung des SFD sollten privatisiert und mussten bis zum 30.6.1990 in eine GmbH umgewandelt werden, ansonsten wäre das per Gesetz durchgeführt worden.
Durch Erlass des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten Oskar Fischer, wurde dieser Bereich dann als "Brandenburgischer Anlagenbau GmbH" (BA) beim Amtsgericht Frankfurt/Oder ins Handelsregister eingetragen.
Nach dem nach der dreijährigen Treuhandbestandspflicht herbeigeführtem Konkurs des BA im Jahre 1994 wurde der Betrieb mehrfach verkauft und schließlich ganz geschlossen.
Auf dem Gelände des SFD richteten sich danach verschiedene Gewerbe ein, die jetzt das Gewerbezentrum Willmersdorf bilden.

Nachwort
Das Funksystem des Diplomatischen Funkdienstes der DDR war ein Telegrafiefunksystem, das im Kurzwellenbereich arbeitete und damit jeden Punkt der Erde erreichen konnte.
Auf Grund der im Kurzwellenbereich für die Übertragung über die Atmosphäre gelten physikalischen Gesetze und Gegebenheiten, wie z.B. die Abhängigkeit der Übertragungs-bedingungen von der Sonnenfleckenaktivität und magnetischen Zuständen in der Atmosphäre, war die durchgängige Aufrechterhaltung von Funkverbindungen in alle Welt oft nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich und erforderte ein hohes Fachwissen sowie persönliche Einsatzbereitschaft von den Funkern.
Auf Grund des Zeitunterschiedes zwischen Amerika, Asien und Europa mussten Funker in fernen Ländern oft Tag und Nacht arbeiten um die Arbeitszeiten ihrer Länder und die in der DDR in Einklang bringen zu können.
Die Nutzung des Telegrafiefunkdienstes als Kommunikationstechnik begann Anfang des letzten Jahrhunderts und wurde nach dem Untergang der "Titanik" im Jahre 1912 nach einheitlichen Regeln und mit einem weltweit gültigen Morsealphabet betrieben.
Der Telegrafiefunkdienst war fast einhundert Jahre lang das wichtigste Übertragungssystem zu Lande und zu Wasser. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden internationale Verbindungen zunehmend über neue Kabel und Satelliten durchgeführt.
Damit war das Ende des Telegrafiefunks weltweit gekommen. Die letzte deutsche Kurzwellenstation "Norddeich Radio", der 1991 "Rügen Radio" angegliedert worden war, schloss am 31.12.1989 endgültig.
Damit war das Zeitalter des Telegrafiefunks endgültig beendet und nur Amateurfunker betreiben Telegrafiefunk noch als schönes Hobby. Der Beruf des Funkers ist damit ebenfalls ausgestorben. Aber alle Funker, ob zu Lande oder zur See, erinnern sich gern an die Zeit ihrer Tätigkeit als Funker und pflegen ihre Traditionen.
So auch die Funker und Mitarbeiter des "Diplomatischen Funkdienstes der DDR", der 38 Jahre lang existierte und dessen Geschichte mit der DDR, ihres Außenministeriums und nicht zuletzt mit der des Ortes Willmersdorf bei Bernau verbunden ist.
Herbert Kranz

Resümee :
Also: War Willmersdorf keine Funksendestelle - wie oft dargestellt.
Und der "Bunker" war nur der ausgebaute Keller des Betriebsgebäudes.

Wir danken Herbert Kranz für die Informationen.
Fragen und Antworten bitte im "LSK/LV (NR-14)-Forum".

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