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- Diplomatischer Funkdienst der DDR (1964-1989 ) -
 
 
 
         
  Willmersdorf - Mittelpunkt der diplomatischen Funkverbindungen der DDR in alle Welt :

Das Willmersdorf wird gebaut und betrieben:
Im Herbst des Jahres 1964 war der Bau der Gebäude, der Versorgungseinrichtungen und des Antennenfeldes nach dreijähriger Bauzeit abgeschlossen.
Das Hauptgebäude war als viereckiger Flachbau mit Innenhof erricht worden, an dessen Nordseite sich 20 Funkräume, die Schaltzentrale für Übertragungsleitungen und Antennen sowie Werkstätten befanden.
Gegenüber waren der Haupteingang, die Räume der Verwaltung und an der Westseite befanden sich Kantine und Speiseraum. In guter Erinnerung in der Kantine ist Frau Bolte, die gute Hausmannskost zubereitete als die Kantine eröffnet wurde.
Im Kellergeschoss waren Verteilerräume für Kabelverbindungen und die Stromversorgung sowie mehrere Lagerräume für Material und Ersatzteile.

Das Antennengelände hatte eine Größe von 40 ha und war mit verschiedenen Rhombus- und V-Antennen für Interkontinentalverbindungen für alle Antennenrichtungen rund um die Welt bestückt.

Bereits vor der Übergabe des Objektes nahm der Hausmeister Otto Grothe dort seine Arbeit auf. Dadurch war er gut mit den baulichen und technischen Anlagen, besonders mit der Wasserversorgung und der Heizung, vertraut.
Er zog auch als erster in eine der vier Wohnungen neben dem Objekt ein, die gleichzeitig mit errichtet worden waren. Außerdem knüpfte und unterhielt er wichtige Verbindungen vor Ort, so zum Bürgermeister, zur LPG und seinem Vorsitzenden sowie zu den Einwohnern von Willmersdorf.
Seine Ehefrau arbeitete viele Jahre als Reinigungskraft im Funkgebäude und wurde später von Frau Krause aus Weesow unterstützt. In den folgenden Jahren konnte eine Anzahl Arbeitskräfte aus dem Dorf und der Umgebung für den Verwaltungsbereich, als Küchen- und Kantinenhilfe, als Kraftfahrer, Heizer, Reinigungskraft, Hofarbeiter und für den Fernschreibdienst gewonnen werden.

Am Eingang des Objektes befand sich ein Wachgebäude für den Betriebsschutz, der anfangs von Rentnern aus der Nähe, wie Franz Ossowski, Hans Szeglareck (genannt "Hänschen", noch mit 85 Jahren dort arbeitet und leider auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam) sowie Opa Binder aus Schönfeld, durchgeführt wurde.
Später wurde das Objekt wegen seiner Bedeutung für die Außenpolitik der DDR dann von Angehörigen des VPKA Bernau und ab 1975 von Angehhörigen des Wachregiments des MfS Berlin bewacht.

Das Objekt Willmersdorf arbeitet:
Im Winter 1964/65 begann der Umzug des Diplomatischen Funkdienstes vom MfAA in Berlin zur Funkempfangsstelle EWA in Willmersdorf.
In der ersten, noch provisorisch eingerichteten Funkkabine wurde der erste Funkverkehr in EWA aufgenommen. Gegenstellen waren die Funkstationen Conakry/Guinea, über die damals der Funkverkehr mit Havanna/Cuba abgewickelt wurde, und fernöstliche Stationen in Peking/China, Pjongjang/Korea sowie UlanBator/Mongolische Volksrepubliki und Hanoi/Vietnam.
Schon dabei stellte sich heraus, dass die Empfangsbedingungen in Willmersdorf wesentlich besser und störungsfreier waren als die in Berlin im alten MfAA. Im Spätsommer 1965 war die Verlagerung der des Diplomatischen Funkdienstes mit allem in das neue Objekt EWA mitzunehmenden Inventar vollständig abgeschlossen.

Während und nach der Verlagerung des Diplomatischen Funkdienstes in die Großempfangszentrale Willmersdorf entstanden neben der nun selbständig durchzuführenden materiellen und finanziellen Verwaltung völlig neue Aufgaben, wie die Organisation des Transportwesens für die in Berlin wohnenden und im Drei-Schicht-System arbeitenden Funker,
die Versorgung der Mitarbeiter und die Planung und Durchführung aller Beschaffungsaufgaben in völlig neuen Dimensionen. Am Ende der 60er Jahre war die Funktionsfähigkeit der Großempfangsstelle EWA aber technisch und personell in allen Strukturbereichen eingelaufen und jederzeit gewährleistet.

Auf Grund der Erweiterung der diplomatischen Beziehungen der DDR wurden in den Jahren 1968/69 Erweiterungen in der technischen Ausstattung der Funkzentrale vorgenommen und weiterer Antennen aufgebaut.
Damit erreichte EWA seine projektierte Endkapazität. Die technisch-materiellen Voraussetzungen für die Entwicklung des Diplomatischen Funkdienstes, wie sie im Falle einer umfassenden Normalisierung der diplomatischen Beziehungen der DDR als Mitglied der UNO notwendig würden, waren verwirklicht..

Diese Entwicklung hatte aber auch zur Folge, dass weitere Einrichtungen im Objekt geschaffen werden mussten.
So entstand innerhalb des Bereiches Ökonomie die Lagerwirtschaft und der Versand. Ungenügende räumliche Voraussetzungen für die Unterbringung der neu entstandenen Arbeitsgebiete erforderten bereits 1970 den Neubau eines Gebäudes.
Mit dem Bau der "Halle" wurde gleichzeitig eine kombinierte KFZ-Werkstatt mit Bus-Garage realisiert. Es war die erste bauliche Ergänzung zum ursprünglichen Objekt EWA..

In den Jahren 1969 und 1970 nahmen 14 Staaten Asiens und Afrikas diplomatische Beziehungen mit der DDR auf. 1968 im Oktober fasste das Internationale Olympische Komitee mit 44 zu 4 Stimmen den Beschluss, der DDR künftig gleiche Rechte wie allen anderen Nationen einzuräumen.
Schließlich erfolgte am 18. September 1973 auf der XXVIII. Tagung der UN-Vollversammlung mit der Resolution 3050 die Aufnahme der DDR als 133. Staat in die Vereinten Nationen. Dem folgte unmittelbar die Herstellung diplomatischer Beziehungen zur Mehrzahl der Staaten der Welt.
Mit der Aufnahme der DDR als gleichberechtigtes UNO-Mitglied, gewann die internationale Position der DDR eine neue Qualität. Bereits 94 Staaten der Welt hatten die DDR bis zum 18. September 1973 diplomatisch anerkannt. Ein Jahr später, am 4. September 1974, folgte die USA als 111. Staat.
Der Prozess der vollen völkerrechtlichen Anerkennung der DDR war auf einen historisch kurzen Zeitraum konzentriert. Waren es bis 1971 insgesamt 30 Staaten, die die DDR anerkannt hatten, stieg deren Zahl allein 1972 auf 54 und bis Ende 1973 sogar auf 100 Staaten an. 1989 waren es über 170 Staaten.

Bildung des "Staatliche Funkbetriebsdienst der DDR" (SFD):
Dieser Prozess und die sich daraus für den Diplomatischen Funkdienstes ergebenden umfangreichen Aufgaben führte schließlich dazu, dass am 1. Januar 1970 der "Staatliche Funkbetriebsdienst der DDR" (SFD) als selbständiger Betrieb und Nachfolgeeinrichtung des MfAA gegründet wurde.
Der SFD erhielt dabei einen eigenständigen Status im Verwaltungssystem der DDR und in der Volkswirtschaft, aber zugleich auch umfangreiche Pflichten zur Gewährleistung unabhängiger und sicherer Nachrichtenverbindungen der DDR zu ihren Auslandsvertretungen unter allen Bedingungen.

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